Schulalltag unserer großen Kinder

Florian__Bea__Ebinad_und_Joseph_copyViele von unseren größeren Kindern, die also älter als 14 Jahre sind, absolvieren die weiterführende Schule auf Privatschulen und leben dort in Internaten. In Tansania ist es ein großer Unterschied, ob man auf eine Privatschule oder auf eine öffentliche Schule geht, denn in ersterer ist die Motivation, die Qualität, aber auch das Vorhandensein von Lehrkräften und Material etwas ganz anderes, aber das kostet natürlich auch!

13 Kinder aus dem Amani – Kinderdorf gehen auf die öffentliche weiterführende Schule im Ort Kilolo. Die Mädchen wohnen alle im angrenzenden Hostel und besuchen das Kinderdorf nur noch an manchen Wochenenden und in den Ferien. Das ist für sie einfacher, denn der Schulweg ist mit 8 km und ohne Bus oder Ähnlichem doch recht lang. Vier Jungs nehmen diese Strecke aber dennoch jeden Tag in Kauf.

Florian, Baraka und Joseph gehen in die Form 2 und Justin ist nun in Form 1 gekommen. 
Für sie beginnt der Tag um halb 6, dann wird sich fertig gemacht, vielleicht noch eine dreckige Stelle aus den Klamotten entfernt und Tee getrunken. Meistens haben zum Glück einige ein Fahrrad bzw. können sich eins teilen, so dass es reicht, mit dem Sonnenaufgang um 6.20 Uhr das Kinderdorf zu verlassen. Dann geht es die ersten 3 km zunächst über einen hügeligen und steinigen Weg in den Ort Kilolo, von dem aus dann eine gut geteerte Straße in die Nähe der Schule führt.

In der Schule angekommen gibt es dann eine morgendliche Besprechung, zu der sich die ganze Schule versammelt. Am Montag wird dort die Nationalhymne gesungen, ansonsten gibt es nur ein paar einheitliche Schritte zu absolvieren. Es ist recht wichtig, hier pünktlich zu erscheinen, denn ansonsten kann es sein, dass die Schüler mit Schlägen für ihr Zuspätkommen bestraft werden. Dann geht es in die Klassen, um den ersten Unterrichtsblock von 5 Stunden je 40 Minuten hinter sich zu bringen. Die Klassen der Forms 1 und 2 sind mit 40 – 60 Kindern zwar aus deutscher Sichtweise ziemlich groß, allerdings ist das Benehmen hier auch ganz anders und die Klassenräume sind groß genug, die Schüler aufzunehmen. Da sieht es in Form 3 aktuell ganz anders aus, denn dort sitzen über 90 Schüler in einem Klassenraum, der natürlich auch viel zu klein ist, so dass nicht jeder seinen eigenen Tisch und Stuhl hat. Da verschwindet die Konzentration natürlich recht schnell, und es ist nahezu unmöglich alle Schüler zu erreichen.

Dann gibt es nach 4 ½ Stunden Unterricht, in der allerdings oft nicht durchgehend unterrichtet wird, eine 20minütige Pause, in der die Hostel-Mädels sich Brei holen können und es einen Kiosk mit Getränken und Mandazi (fritierte Teigtaschen) gibt. Danach geht es dann nochmal weiter in den Unterricht, an einigen Tagen bis 2 Uhr, an anderen bis halb 1 Uhr. An diesen Tagen steht dann Putzen oder eine von den Schülern organisierte Diskussion mit Sprechern aus der gesamten Schülerschaft an. Um 2 Uhr kommen alle zu einer abschließenden Runde zusammen und dann geht es für unsere vier Jungs mit ihren Freunden wieder auf den Nachhauseweg, so dass sie so um halb 4 Uhr im Kinderdorf ankommen und dann auch endlich etwas zu essen bekommen.

Die drei Jungs der Form 2 dürfen sich nach dem Essen allerdings wieder auf den Weg zur Schule machen, da diese gegen Abend noch Extrastunden bekommen. Diese stehen für Form 2 und Form 4 an, da diese am Ende des Schuljahres eine wichtige Arbeit schreiben, die über das Weiterkommen bzw. den Abschluss entscheidet. Wenn ich die drei Jungs allerdings bemitleide, zucken sie nur mit den Schultern und nehmen das viele Laufen bzw. Fahrradfahren gerne auf sich.

Justin kommt dafür um 18 Uhr in meine Nachhilfestunde und lernt dort am liebsten den Umgang mit Computer, wird aber auch in Englisch immer besser. Außerdem öffnet er jede Woche mittwochs die kleine Bücherei, die wir im Kinderdorf haben.

Am Wochenende toben sich die Jungs dann gerne bei Fußballspielen mit und gegen Jungen aus dem Nachbarort aus.

Beate Martensen