30. Mai 2025 | FreiwilligendienstKilolo
Reisebericht Stevo
Liebe Leser*innen des Amani Newsletters und der Website,
mein Name ist Stephan; in Amani-Kreisen besser bekannt als Stevo oder Kaka Kuku; ich war im Jahrgang 2022/2023 als Schreiner in Kilolo. In den folgenden Zeilen möchte ich Ihnen von meinem dreiwöchigen Aufenthalt in Tansania im April dieses Jahres berichten, besser gesagt von meinen Tagen und Projekten im Amani Centre Kilolo.
Schon viele Wochen vor meiner Reise habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich den Kindern eine Freude machen könnte. Da fiel mir ein, dass ich schon in meinem Freiwilligenjahr vorhatte, das marode Karussell auf dem Spielplatz zu reparieren. Aus diesem Grund habe ich mir für meinen Tansania-Urlaub genau das zum Ziel gesetzt. Da das Projekt natürlich einigen Aufwand mit sich bringen würde, startete ich eine Woche vor meiner Reise eine private Spendenaktion. Bereits nach wenigen Tagen hatte ich einen beachtlichen Betrag aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis zusammen. Bevor ich also nach Kilolo fuhr, kaufte ich 150kg Beton, mit welchen ich das neue Fundament gießen würde. Im Kinderdorf angekommen begann ich mithilfe der Kinder und Sören das alte Karussell mit Feldhacken auszugraben, letztendlich musste uns jedoch Linus mit dem Auto aushelfen, den schweren Betonbrocken aus der Grube zu ziehen, was natürlich für jeden ein interessanter Spaß war. Den restlichen Tag war ich damit beschäftigt, Baustahl für eine dauerhafte Unterkonstruktion, Sand zum Anmischen des Betons und zu guter Letzt einen Tansanier mit einem Schweißgerät aufzutreiben. Da die erhältlichen Hohlprofile, an die ich eigentlich gedacht hatte, das Karussell nicht tragen würden, wechselte ich spontan zu mehreren Metern zentimeterdickem Baustahl, den ich in Luganga bekam. Der Sand war ein spannenderes Thema: Man könnte meinen, Sand gibt es in Tansania doch in rauen Mengen. Immerhin sind dort ja selbst die ungeteerten Straßen regelrechte Sandpisten. Doch der rote kristallene Sand eignet sich leider nicht für das Herstellen von gutem Zement. Allerdings findet man in den Wäldern hin und wieder Sandgruben mit dem gelben Sand, mit dem das sehr wohl geht. Aus diesem Grund stand ich etwas später mit sieben Tansaniern mitten in einem Wald nahe Kilolo. Dort wurde in eben einer solchen Grube ein tiefes Loch ausgehoben und dieser Aushub wurde mithilfe eines Kübels* (ca. 350 kg Sand) auf ein Lasten-Bajaji geladen, auf dem sich bereits der Baustahl befanden. Nachdem wir all das im Kinderdorf abgeladen hatten, es war mittlerweile später Nachmittag, fuhr ich erneut mit einem Piki nach Kilolo und kehrte bald mit einem fähigen Schweißer und seinem Arbeitsgerät zurück. Noch am selben Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, stand das Karussell mit der durchdachten Stahlkonstruktion in einer Holzschalung, welche im Amani Center Workshop entstand, bereit, um am nächsten Tag betoniert zu werden. Das Gießen des Fundaments geschah durch die Kinder selbst unter Anleitung eines älteren Kinderdorfkindes, dessen handwerkliche Fähigkeiten ich sehr bewundere. Am zweiten Tag entstand so das neue, ca. 500 kg schwere Stahlbeton-Fundament, das in Zukunft das Karussell tragen sollte.



Da das Fundament nun geraume Zeit benötigen würde, um abzubinden und ich während meines Tansania-Aufenthalts auch ein paar Freunde besuchen und das Stadtleben in Iringa genießen wollte, verließ ich für ein paar Tage die Region Kilolo. Weil aber auch nach den ca. 200 € Ausgaben für das Karussell-Projekt noch ein großer Spendenbetrag übrig war, sammelte ich weitere Ideen, den Spielplatz zu erweitern. Aus diesem Brainstorming wählte ich die am ehesten umsetzbaren Dinge: zum einen eine Mini-Torwand für den Fußballplatz, zum anderen eine Reifenschaukel, da alte Autoreifen hier problemlos zu bekommen waren. Im Amani Store, dem Baumarkt des Vertrauens aller Amani-Schreiner, erwarb ich Seile und Eisenketten. Um in Erfahrung zu bringen, wo ich Reifen bekommen könnte, bat ich Hartmut, einen langjährigen Freund vieler Amani-Freiwilliger, um Rat. Er bot mir an, anstatt Reifen zu kaufen, könnte ich bei meinem nächsten Besuch bei ihm alte Reifen von seiner Farm mitnehmen. Mit diesem Wissen, den Ketten und Seilen ging es so bald zurück ins Kinderdorf, wo ich mich am folgenden Tag der Torwand widmete. Dafür nahm ich eine Holzpalette, sägte zwei Löcher in die Diagonale und strich anschließend das Endprodukt in einem kräftigen Grün. Das musste jetzt erst mal trocknen. Das Fundament des Karussells hingegen war nun nach mehr als einer Woche trocken und so löste ich die Holzkonstruktion davon ab und begann mit tatkräftiger Unterstützung der Kinder und D. die anfangs ausgehobene Erde zurück in das Loch über den Betonblock zu schaufeln. Als wir fertig waren und die Kinder vor Freude schreiend anfingen sich wild auf dem Karussell zu drehen, war das ein wunderbar erfüllendes Glücksgefühl für mich. Am späten Abend desselben Tages veranstaltete ich noch eine kleine Einweihungsfeier für die Kinder, für welche ich Fleisch und Zutaten für Mandazi eingekauft hatte.
In den letzten Tagen meines Aufenthaltes besuchte ich letztendlich Hartmut noch einmal auf seiner Farm zusammen mit D., die am Abend zurück nach Kilolo fuhr. Ich verbrachte einen angenehmen Abend mit einem wertvollen Freund und seiner Familie und kehrte erst am nächsten Morgen mit zwei Reifen ins Kinderdorf zurück. Einem LKW-Reifen und einem ausrangierten Traktorreifen. Zeitnah begann ich mit vielen Metern Seil ein Gewebe in den Traktorreifen zu spannen, als Sitzfläche. Gegen frühen Nachmittag schnappte ich mir eine Leiter und brachte die Eisenketten am Ast eines starken Baumes an, hing an drei Enden die wuchtige Reifenschaukel auf, gab dem Ganzen mit Spraydosen ein wenig Farbe und etwas später durfte D. Probe liegen; bestanden! Während die kleineren Kinder damit beschäftigt waren, das neue Unbekannte zu erkunden, holte ich die Torwand aus der Schreinerei, welche von den größeren Kids mit Begeisterung unter Ball-Beschuss genommen wurde – mit dem Ball und in den Trikots, die mir meine Schwester Hannah von ihrem Fußballverein mitgegeben hat. Damit ließ ich meinen letzten Tag im Kinderdorf ausklingen.



So konnte ich nach meinen drei Wochen Aufenthalt frohen Gewissens zurück nach Deutschland fliegen, auf ein baldiges Wiedersehen!
Ich möchte mich bei allen Spendern herzlich bedanken, die mich bei diesen Projekten finanziell unterstützt haben, beim SV Grün-Weiß Baiershofen, bei Hartmut, bei Sören für die handwerkliche Unterstützung, bei Julie und D. für das Überwinden von evtl. Sprachbarrieren!
*Sorry, ich komm aus Bayern; gemeint ist ein Eimer 🙂