Unser erster und sicherlich nicht letzter Besuch in Tansania

Reisebericht 16.11.-26.11.2022

Im November besuchten wir vier engagierte Mitarbeitende aus dem Team um den Vorstand des Vereins die Amani-Kinderdörfer in Tansania. Drei von uns Reisenden, die teilweise schon seit längerem die Arbeit des Vereines verfolgen und unterstützen, machten sich jetzt im Zuge des Generationenwechsels im Vorstand des Vereins zum ersten Mal auf den Weg. Marlies Deutskens, die vierte Reisende, hatte dagegen als Gründungsmitglied schon viele Male die beiden Dörfer mit Besuchen unterstützt. Für sie war es nach der Unterbrechung durch die Corona-Zwangspause die erste Gelegenheit, wieder die Kontakte zu pflegen.

Ziel der Reise war es aber vor allem für uns Neulinge, den Alltag in den Kinderdörfern kennenzulernen und die vielfältigen Kontakte zu pflegen.

Zunächst ging es in das Kinderdorf Kilolo, das nach eineinhalb Tagen Anreise erreicht wurde. Dort konnten wir einen ersten Eindruck in das Leben der Kinder im Alltag gewinnen. Der lange Schulweg, den selbst die Kleinsten aus der ersten Klasse jeden Tag zu Fuß auf sich nehmen, war der erste bewegende Eindruck. Nach der Rückkehr aus der Schule, je nach Alter zu unterschiedlichen Zeiten, steht für die Kinder neben den Hausaufgaben auch noch die Hilfe bei den alltäglichen Arbeiten im Haushalt an. In ihren Wohnhäusern, in denen sie mit 8 bis 12 Kindern gemeinsam leben, unterstützen die Kinder immer wieder die Hausmütter, sei es beim Kochen, Spülen, Waschen oder bei der Pflege des Gemüsegartens. Daneben bleibt aber auch genügend Zeit für Spiele, und die Kleinsten werden auch von den Größeren unterstützt.

Klein und Groß spielen gerne miteinander

Am späteren Nachmittag, wenn die älteren Kinder aus der Schule kommen, füllt sich der Fußballplatz. Egal ob Junge oder Mädchen, alle spielen beherzt mit, manche mit Schuhen, manche ohne, ein „Linksfüßler“ teilt sich ein Paar Fußballschuhe mit einem „Rechtsfüßler“. Gegen die deutschen Freiwilligen aus dem weltwärts-Dienst, die für ein Jahr im Dorf leben, ist der Ehrgeiz beim Fußball besonders groß.

Aus der anfänglichen Scheu gegenüber den neuen Besuchern wurde durch die Neugier schnell ein herzlicher Empfang, und am Sonntagmorgen in aller Frühe auf dem Fußmarsch zum Gottesdienst haben jeder von uns Besuchern und auch die Freiwilligen schnell an jeder Hand mindestens ein Kind als Begleitung.

Fußball verbindet alle

Neben dem Kennenlernen des Dorfalltages und der Kinder stehen aber auch eine große Zahl inhaltlicher Aufgaben auf unserem Programm. Die weltwärts-Freiwilligen müssen gemäß der genauen Vorgaben der weltwärts-Organisation begleitet werden und ausführliche Berichte müssen dazu erstellt werden.

Mit dem lokalen Team müssen viele Details der Arbeit diskutiert werden, sowohl mit der Dorfleitung als auch mit dem Buchhalter. Die Kinderakten müssen abgeglichen und auf den neuesten Stand gebracht werden. Dazu sind viele Gespräche mit den Hausmüttern notwendig, bei denen die Freiwilligen schon mit ihren neuen Sprachkenntnissen gut helfen können.

Auch außerhalb des Dorfes sind viele Gespräche zu führen. Die umliegenden Schulen werden jeweils besucht, um mit den Schulleitungen über die Kinder, über den Einsatz der Freiwilligen an der Schule und über mögliche Unterstützung beim Bau und der Ausstattung neuer Klassenräume zu sprechen. Glücklicherweise zeichnet sich hier eine Entschärfung der Lage ab, die neue Regierung hat begonnen, an vielen Schulen neue Klassenräume zu bauen, so dass sich die Situation mittelfristig etwas entschärfen könnte, und der Bau neuer Schulklassen durch den Amani Verein nicht mehr ganz so dringend erscheint. Trotzdem sind bis zu 90 Kinder in einer Grundschulklasse keine Seltenheit.

Auch weitere Behörden, wie das Schulamt, das Sozialamt, das die Kinderdörfer wohlwollend begleitet, als auch der für die lokale Sicherheit zuständige Beamte und sogar der Leiter der Bezirksregierung haben wir besucht. Alle Ansprechpartner interessieren sich für die Arbeit in den Amani Kinderdörfern, erkennen die Leistungen an, wollen aber auch regelmäßig informiert sein.

Die politische Unterstützung zeigt sich schließlich, als der für den Bezirk zuständige Parlamentsabgeordnete persönlich das Kinderdorf Kilolo besucht. Sehr gut informiert lässt er seine Wünsche für die zukünftige Entwicklung nicht unerwähnt, verspricht aber auch seinen persönlichen Einsatz, wenn Hilfe in bürokratischen Fragen notwendig sei.

Nach vier prall mit Besuchen und Programmpunkten gefüllten Tagen geht es dann weiter in das Kinderdorf Kitwiru. Auch hier wird den Besuchern der gleiche herzliche und freundliche Empfang geboten.

Es schließt sich wieder ein ausführliches Programm von Besuchen und Diskussionen an. Schulen und Behörden werden besucht, viele Fragen müssen beantwortet werden, auch das eine oder andere Problem wird wieder konträr mit den lokalen Mitarbeitern diskutiert.

Im Gegensatz zum Kinderdorf Kilolo, dass von einem lokalen Wasserkraftwerk mit Strom versorgt wird, ist Kitiwru an das nicht immer stabile öffentliche Stromnetz angeschlossen, was dazu führt, dass die von der deutschen Versorgung verwöhnten Reisenden durchaus viele Stunden ohne Strom und damit auch ohne fließendes Wasser auskommen müssen. Abends behilft man sich dann mit Taschenlampen oder den Smartphones, und Wasser wird aus den tagsüber gefüllten Behältern mit einem Krug entnommen. Da wird der Wunsch der Dorfleitung, mit Solarpanels oder zumindest mit einigen Solarlampen versorgt zu werden, schnell verständlich. Wir Besucher aus Deutschland nehmen als Hausaufgabe die Suche nach Sponsoren für diese Ausstattung mit auf den Heimweg.

Besuch beim Bischof von Iringa, Tarcisius Ngalalekumtwa

Einer der Höhepunkte der Reise war sicherlich der Besuch beim Bischof der Diözese Iringa, der die Kinderdörfer von Anfang an begleitet und unterstützt hat. Ein älterer, bescheidener Mann, der durch seine Ausstrahlung, seine Güte und Freundlichkeit, aber auch durch sein Engagement und sein persönliches Interesse an dem Fortbestand der Kinderdörfer alle Besucher in seinen Bann zieht.

Zu schnell sind unsere Besuchstage vorbei, und wir treten die Rückreise über Dar-es-Salaam an. Dort findet noch ein Treffen mit jungen Menschen statt, die Ihre Kindheit in den Kinderdörfern verbracht haben und inzwischen auf dem weiteren Lebensweg Ihre Ausbildungen oder auch ihr Studium absolvieren und teilweise auch schon beendet haben. Die Älteren blicken mit Dankbarkeit auf ihre Kindheit im Kinderdorf zurück und sind auch gerne bereit, ein Netzwerk zu bilden und sich wie eine große Familie gegenseitig zur Seite zu stehen.

Als Fazit nehmen wir drei Neulinge, Angelika Cramer-Scholz, Helmut van Weegen und Manfred Joseph, mit, dass sich das Engagement für den Verein lohnt, wir wollen Ihre Arbeit weiter fortsetzen und intensivieren. Bei dem Generationenwechsel im Verein ist uns bewusst geworden, in welche große Fußstapfen wir treten. Umso glücklicher waren wir drei, dass mit Marlies Deutskens eine der Gründungsmitglieder des Vereines zu allen Fragen aus ihrem unendlich reichen Erfahrungsschatz Antworten wusste.