„Kwa heri“ und „Karibu“

Abschieds- und Willkommensfeier in Kilolo und Kitwiru

 

Rund 17:00 Uhr Ortszeit, Mittwoch. Meine ersten Mitfreiwilligen treffen mit ihren für das lange Wochenende gepackten Rucksäcken in Kilolo ein. Einigen war die Dalla-Fahrt bereits bekannt, die neuen Freiwilligen konnten sie hingegen als Ersterfahrung verbuchen: In Dauer und durchschnittlicher Passagierdichte übertrifft sie, was an den Gesichtern der Angekommenen zu merken ist, die Anreise zu den anderen Einsatzstellen. Ebenfalls ungewohnt ist den Gästen trotz Vorwarnung die Temperatur, die in Kilolo stets noch circa eine Klamottenschicht niedriger liegt, als man es erwarten würde. Schnell werden Mäntel und Jacken über die Festtagskleider und -hemden geworfen.

Einige Zeit verweilen wir draußen auf einer Holzbank, den verbleibenden Sonnenstrahlen zugewendet, ehe die untergehende Sonne uns in der kühlen Abendluft zurücklässt und uns in die Stube drängt: der Heizkörper ruft. Einige Unterhaltungen, warme Duschen und finale Vorbereitungen später machen wir uns geschlossen als festlich aufgeputzte Horde Freiwilliger auf den Weg zur Dorfhalle.

Der Raum ist bereits gut gefüllt mit Menschen: die Kinder sind auf den Stufen am hinteren Ende der Halle ordentlich, aber wuselig aufgereiht, die Mamas besetzen den rechten Flügel des Raumes. Links sind Stühle in Reihen aufgestellt, die sich langsam aber sicher mit Gästen füllen. Vornan ist eine Tafel bestellt, auf der schon die metallenen Essensbehälter (deren offizielle Bezeichnung Hottipotti ist) aufgereiht sind. Um Mama Erica reihen sich dort die neuen Freiwilligen Kilolos, mit ihren Vorgängerinnen und Vorgängern an der Ehrentafel zur Seite.

So beginnen schon bald die Festlichkeiten, die – moderiert von einem der Studenten aus dem Kinderdorf – mit Tanzaufführungen und Gesängen der Kinder eingeleitet werden. Es folgt ein Spiel: einige der neuen Freiwilligen werden vor eine mit Glasscherben bestreute Plane geführt, ihre Augen verbunden, und sie werden darum gebeten, ihre Schuhe auszuziehen. Mit Vertrauen an sich, Gott und die Gastgeber sollen sie nun geradeaus über die Plane gehen, die mehr oder weniger unbemerkt durch eine leere Plane ausgetauscht wird.

Nach dem vollbrachten Wunder der Scherbenwanderung, die von einigem Gelächter und blindem In-die-falsche-Richtung-Torkeln verbunden ist, beginnen die Reden Mama Ericas und der beiden Freiwilligen – jeweils auf Kiswahili, versteht sich.

Während im Hintergrund Bongo Flava in Dauerschleife spielt, werden nun tanzend Abschiedsgeschenke an die Mamas, Kinder und Freiwilligen ausgetauscht, ehe mit dem langersehnten Festessen begonnen werden kann. Kulinarisch trumpft Kilolo dekadent mit Pilau, Reis, frittierten Kartoffeln, Bohnen, frittiertem Hühnchen und Fleisch in Soße auf, das nicht nur unfassbar lecker, sondern auch zart genug ist, um mit dem bloßen Löffel zerteilt zu werden. Mit dem Ende des offiziellen Festaktes hat der Abend jedoch erst begonnen: schnell sind die Stühle zur Seite gekehrt und der ganze Raum, von den jüngsten Kindern bis zu den ältesten Gästen, tanzt ekstatisch zu den neuesten Bongo Flava Hits. So vergeht die Zeit mit Gruppentänzen, klatschenden Kreisen und hüpfenden Kindern, ehe diese ins Bett müssen und die Tanzfläche für die verbleibenden älteren Besucher freiräumen. Die Musikanlage – wie man munkelt – soll unter den Freiwilligen noch bis in die sehr späten Stunden in vollen Zügen genutzt werden, und die Stimmung trägt sich blendend bis in die Nacht hinein.

Das resultierende Schlafdefizit hindert die wackere Gruppe Freiwilliger jedoch keineswegs daran, am folgenden Tag am gleichfalls aufgeweckten, kulinarisch befriedigenden und von Tänzen begleiteten Festakt in Kitwiru teilzuhaben. In anderer Atmosphäre, doch mit ähnlichem Ablauf, werden dort die Abschiedsfeierlichkeiten im Pavillon unter beeindruckender Aussicht auf den bunten Sonnenuntergang und die funkelnden Lichter Iringas begangen. Erst spätabends schiebt sich ein Geländewagen voll liedersingender Freiwilliger bester Laune zurück in Richtung Stadtquartier.

Janine und Annika bei Ihrer Abschiedsrede

Julian Karrer