Kurt Cobain ist wieder da – im Amani Kinderdorf Kilolo

Im Kinderdorf Kilolo war es letzte Woche mal wieder Zeit für ein paar Stunden Malen mit den Kindern. Wasserfarbe, Buntstifte, Kreide und ein riesiger Stapel Papier lagen im Nachhilferaum des Freiwilligenhauses bereit, als gut 25 Kinder angelaufen kamen, um sich die Stühle an den Wasserfarbkästen zu sichern. Diejenigen, die nicht schnell genug waren, schnappten sich Stifte und Papier und verteilten sich auf dem Boden und begannen alles mögliche zu malen. Von den gerade mal einjährigen Kindern bis zu den Schülern und Schülerinnen der Secondary School war eine ziemlich große Altersspanne von Kindern anwesend. Sogar die Jungs, die aus diesem Alter eigentlich schon raus sind, gesellten sich dazu und spielten in einer Ecke unzählige Runden Mau-Mau. Immer wieder sollte ich das Gekritzel der Kindergartenkinder bestaunen, neue Blätter Papier besorgen oder Buntstifte anspitzen. Ein ziemlich hoher, aber irgendwie auch angenehmer Lärmpegel – ständig durchdrungen von den „Kaka Benni“ („Bruder Benni“)-Rufen. Es entstanden viele der bekannten Gemälde: Blumen, Busse, Autos und recht unproportionale Menschen. Außerdem wurde mein Taschenrechner benutzt, um ewig lange Rechnungen an der Tafel festzuhalten. Als der Form-1-Schüler Joseph den Raum betrat und sah, wie die Grundschüler mit Zahlen im Millionenbereich „rechneten“, fragte er mich, wann ich den Kleinen denn so etwas beigebracht hätte.

Wie jedesmal war ich beeindruckt von dem friedlichen Ablauf, den der Nachmittag nahm. Es gab wieder mal nur kleine Keilereien um Stifte und Stühle. Während der zweieinhalb Stunden musste nur der kleine Babash einmal weinen, weil Florian ihm im Vorbeigehen auf die Hand getreten hatte. Auch das Aufräumen, an welches ich mich dann nach dem Abendessen machen musste, ging schneller als gedacht – abgesehen von dem Wasserfarbengesicht, mit dem sich Anton an der Wand verewigen wollte.

Kurt_Cobain_gemalt Kurt_Cobain_ohne

Diesen Nachmittag war ich allerdings noch von etwas Anderem beeindruckt: Eine der „Rolling Stones“ – Zeitschriften, die ich ein paar Tage zuvor im Nachhilferaum gelesen und liegen gelassen hatte, wurde nicht als Malunterlage, sondern als Bildvorlage genommen: Eine mehrseitige Reportage über die Band Nirvana enthielt ein Bild des Sängers Kurt Cobain. Yohana saß für die gesamte Zeit nur an diesem einen Bild, schaffte es allerdings, eine – für einen Grundschüler – wirklich beeindruckende Kopie zu erstellen. Als ich ihm erzählte, dass er da einen meiner Lieblingssänger gemalt hatte, bekam ich das Bild von ihm als Geschenk.

Um halb 8 musste ich die Kinder dann leider bitten zu gehen, denn die Mamas wollten die Horde zum Abendessen in den Häusern haben. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie dann auch wieder weg, allerdings nicht ohne vorher noch alle Stifte und fertigen Bilder auf einen Haufen zu legen.

Benedikt Stute