02. April 2020 | Vereinsarbeit
In Zeiten von Corona
Wir beobachten die Lage in Tansania mit großer Sorge. Bisher (Stand: 30.03.2020) gibt es in Tansania sehr wenige Corona-Infizierte. Allerdings werden so gut wie keine entsprechendenTests durchgeführt. Sollten sich die Infektionen exponentiell ausbreiten, wäre das Gesundheitssystem schnell überfordert. Einfache Schutzmaßnahmen wie Handhygiene oder räumliche Distanz sind in den dicht besiedelten Slums nicht möglich. Wir hoffen, dass aus berechtigter Sorge keine Panik wird und hustende Menschen oder Weiße (sie sind in den Augen vieler Tansanier schuld an der Corona-Krise) zu Zielen der Hysterie werden.
Aus den Berichten der Studenten wissen wir, dass man in Tansania davon ausgeht, dass das Land weitgehend von Corona verschont bleiben wird und die Vorsichtsmaßnahmen in einem Monat beendet werden. Selbst Dickson, als ausgebildeter MTA, ist vorsichtig, aber eher unbekümmert.
Die online verfügbaren englischsprachigen Zeitungen berichten über die Krise, fordern zur Vorsicht auf, haben aber zunächst den Eindruck vermittelt, dass die drohende Heuschrecken-Plage eine weit größere Gefahr für das Land darstelle. Mittlerweile liest man aber auch, dass eine Krise größeren Ausmaßes ins Haus stehe.
Situation in den Kinderdörfern
Zwei unserer Universitätsstudenten, die ihre Ferien in Kilolo verbrachten, hielten in beiden Kinderdörfer Seminare über Corona und unterrichteten die Hausmütter und Kinder über die Gefahren und möglichen Schutzmaßnahmen. Die Dorfleitungen bereiteten sich auf eine mögliche Quarantäne vor.
Dann kam eine staatliche Anordnung, dass alle Schulen und Universitäten, aber auch Kinderheime für mindestens vier Wochen geschlossen werden müssen. Die Amani-Kinder mussten zu ihren Verwandten geschickt werden (es steht uns nicht zu darüber zu urteilen, ob das sinnvoll ist). 16 Kinder bleiben aber in Kilolo und 15 in Kitwiru, da einige Kinder keine Verwandten mehr haben. Auch die Studenten sind in ihren Dörfern.
Sechs Hausmütter bleiben in den Dörfern und versorgen die Kinder; nach einer Woche ist „Schichtwechsel“. Alle Hausmütter werden weiterbezahlt. Der Amani-Vorstand bleibt mit den Dorfleiterinnen, Mama Erica und Mama Lucy, telefonisch und über E-Mail in Kontakt.
Unsere Freiwilligen
Am 16.03. wurde nicht nur die erste Person in Tansania positiv auf das Corona-Virus getestet, sondern es wurde auch von der deutschen Bundesregierung verfügt, dass alle jungen Landsleute, die international einen Freiwilligendienst ableisten, so schnell wie möglich nach Deutschland zurückzukehren hätten. Es war uns sofort klar, dass wir uns dem nicht entziehen konnten. Das Problem war dann aber, Tickets zu bekommen, weil trotz stark steigender Nachfrage manche Airlines ihren Dienst einstellten. Und selbst wenn man Tickets hatte, hieß das noch lange nicht, dass der Flug auch stattfand und alle mitkamen. Unsere Freiwilligen waren auf den letzten regulären KLM-Flug am Sonntag, den 22.03. gebucht und hatten am Vortag online eingecheckt, aber auch bei ihnen hieß es zunächst, dass nicht alle mitkämen, weil die Maschine überbucht sei. Dann klappte es auf einmal doch, alle gingen an Bord und kamen am Montagmorgen wohlbehalten am Düsseldorfer Flughafen an. Unsere Freiwilligen bedauern das abrupte Dienstende sehr, da sie sich nicht von allen tansanischen Freunden und den Kindern in den Kinderdörfern und Schulen verabschieden konnten und hoffen, bald wieder zurückzukehren, wenn auch nur auf Besuch.