Ein Morgen im Kindergarten

Wenn man durch das große rote Tor läuft, neben dem ein Schild mit der Aufschrift „AMANI CENTRE Kituo cha Watoto Yatima“ zu finden ist, was soviel wie „ein Ort für Waisenkinder“ bedeutet, vorbei an einer Rutsche und einem kleinem Drehkarussel, geradewegs das erste Haus auf der rechten Seite ansteuert und mit einem leisen „Hodi“ an die zweite Türe klopft, wird man herzlich von Ombeni im Kindergarten willkommen geheißen.

Auf der rechten Seite befindet sich eine Tafel, rechts davon steht der Lehrerpult. Auf den Miniaturbänken, die vor der Tafel sorgfältig aufgereiht sind, sitzen all die Kinder, die noch zu jung sind, um in die Schule zu gehen, unter ihnen auch Esta, die Tochter von Mama Esta, die mit ihren zwei Jahren zu den Jüngsten zählt.

Auch Elias und Eneo, die erst dieses Jahr ihren Weg ins Amani Kinderdorf gefunden haben, scheinen sich gut eingelebt zu haben und erzählen mir lachend, dass sie heute „Hesabati“, „Mathematik“ lernen.

Bevor sie allerdings damit beginnen, habe ich versucht ihnen Zahlen auf Englisch beizubringen. Bis 10 kann so gut wie jedes tansanische Kind zählen, aber darüber hinaus haben viele Jüngere eher Probleme. Und auch bei mir erweist sich dieses Vorhaben als schwer, denn so sehr ich mich auch bemühe, sie wollen über die 10 einfach nicht hinaus.

Dann beginnt die Lehrerin, Matheaufgaben an die Tafel zu schreiben, und die Kinder laufen scharenweise nach vorne, um sich Stifte, Radiergummis oder kleine Tafeln zu holen, um dann mit den Aufgaben zu beginnen. Eneo hat das Prinzip der Subtraktion noch nicht ganz verstanden, weshalb bei ihm 11 – 1 gleich 11 ergibt und 12 – 1 gleich 12. Ich muss in mich hinein schmunzeln, und obwohl es mir in den Fingerspitzen kribbelt, überlasse ich das Korrigieren der Lehrerin.

Nachdem die Lehrerin auf Kiswahili alle Unreinheiten beseitigt hat, verlasse ich den Kindergarten und werde mit einem „Karibu tena“ herzlich noch mal eingeladen.

Stefanie Sommer