Beates zweiter Bericht an ihre Kindergruppe

2015-03-kinderrundbrief-nr.-2-1

Hallihallo ihr Lieben,

ich hoffe, ihr hattet alle tolle Herbstferien, habt was Schönes unternommen und habt nun wieder Lust auf die Schule und den Kindergarten. 
Während bei euch Ferien sind, ist bei uns endlich normaler Schulalltag eingekehrt.

Insgesamt habe ich eigentlich in den beiden Klassen, die ich unterrichte, einmal 54 und einmal 82 Schüler, aber bisher waren, glaube ich, noch nie alle Kinder da. Trotzdem ist es manchmal sehr eng im Klassenraum, und es kommt auch mal vor, dass nicht genügend Stühle für die Kinder da sind und sie sich welche teilen. Gerade dann ist die Klasse auch mal lauter im Unterricht, aber trotz der vielen Kinder kann ich immer genau sagen, woher der Lärm kommt und wer gerade redet. Zum Glück kenne ich inzwischen auch einige Namen der Schüler, was bei so vielen Kindern zunächst ziemlich schwierig ist, aber wenn ich nun den lauten Schüler mit seinem Namen anspreche, ist er auch meist für den Rest der Stunde ruhig. Also ist es nicht anders als bei euch auch. Inzwischen unterrichte ich nicht mehr Geographie, sondern Mathe in Form 1, was ungefähr der 8. Klasse in Deutschland entspricht. Das bringt mir viel Spaß, aber es braucht oft lange, bis die Mehrzahl der Schüler eine Aufgabe lösen kann, da ich das meiste auf Englisch erkläre und sie das noch nicht gut verstehen können. Deshalb versuche ich immer an vielen Beispielen das neue Thema zu erklären. Inzwischen machen einige Schüler auch regelmäßig die Hausaufgaben, die ich aufgebe. Hausaufgaben, so wie es sie in Deutschland fast jeden Tag gibt, kennen die Schüler kaum und so habe ich in den ersten beiden Wochen Bonbons zur Belohnung für gemachte Aufgaben verteilt, was sehr gut klappte. Wenn die Schüler im Unterricht Aufgaben bearbeiten, rufen sie mich, sobald sie fertig sind, damit ich die Aufgaben kontrollieren und berichtigen kann. Fordere ich die Schüler allerdings auf, die Aufgaben an der Tafel vorzurechnen, melden sich immer nur ein paar wenige, denn die Schüler sind hier viel schüchterner, als wir es aus Deutschland kennen.

Letzte Woche durfte ich auch schon das „annual examination“ erstellen, eine große Arbeit, in der Aufgaben aus dem ganzen Schuljahr vorkommen. Außerdem war ich diese Woche mit einer anderen Lehrerin zusammen „teacher of duty“. Da musste ich jeden Morgen schon um 7 Uhr in der Schule sein, um die Schüler beim Putzen zu beaufsichtigen und sie anschließend alle zusammen begrüßen. Jeden Morgen kommen um 7 Uhr zunächst alle Schüler zusammen und verteilen sich dann auf dem ganzen Gelände, um die Klassenräume und Wege zu fegen und das Lehrerzimmer zu wischen. Danach trifft sich die ganze Schule, um ein paar Ansagen zu hören, bis dann um 7.40 Uhr der Unterricht beginnt. Donnerstags gibt es immer eine große Veranstaltung der ganzen Schule (was insgesamt ungefähr 450 Schüler sind, wenn alle da wären), in der zu einem Thema diskutiert wird. Hierfür können sich vorher einige Schüler melden, die dann drei Minuten Zeit haben, um ihre Meinung zu dem Thema (entweder dafür oder dagegen) zu erklären und danach Fragen zu beantworten. Das fällt allerdings meist etwas wenig aus, denn auch hier soll Englisch gesprochen werden, und vor allem das begrenzt die Schüler in dem, was sie eigentlich sagen sollten. Auch diese Veranstaltung musste ich beaufsichtigen und anschließend den Schülern ein Feedback geben, ihnen also erklären, was gut und was schlecht war. Da war ich ziemlich aufgeregt, weil ich ganz alleine vor so vielen Schülern stand, aber es lief gut. 
Insgesamt bringt mir das Unterrichten und der Kontakt zu den Schülern sehr viel Spaß und ich kann mir inzwischen gut vorstellen, auch später als Lehrerin zu arbeiten.

Da ich meist den größten Teil meines Schulweges (8 km) laufe, muss ich immer sehr früh aufstehen und komme oft auch erst nachmittags wieder und bin dann ziemlich erschöpft. So habe ich nicht so viel Zeit mit den Kindern im Kinderdorf zu spielen, wie ich gerne würde. 
Wenn ich dann aber mit den Kindern zusammen bin, singen wir viel zusammen. Da sie unbedingt etwas Deutsches lernen wollten, üben wir zurzeit „das rote Pferd“. Die Bewegungen können die meisten auch alleine und das summ summ summ höre ich auch immer wieder. Ein paar singen sogar fast den ganzen Text mit und ich glaube, ihr würdet es sogar erkennen können.

Wir spielen viele Klatschspiele und wie ihr seht, sind meine Haare von den Kindern eingeflochten worden.

Wir spielen viele Klatschspiele und wie ihr seht, sind meine Haare von den Kindern eingeflochten worden.

Bei diesem Spiel muss man den Stein im Springen ins nächste Feld schießen. Das muss ich üben, denn bisher treffe ich meistens nicht das richtige Feld.

Bei diesem Spiel muss man den Stein im Springen ins nächste Feld schießen. Das muss ich üben, denn bisher treffe ich meistens nicht das richtige Feld.

Hier malten wir kleine Holzsterne an, die die Spender zu ihrem Weihnachtsbrief bekommen. Nach und nach kamen dazu immer mehr Kinder.

Hier malten wir kleine Holzsterne an, die die Spender zu ihrem Weihnachtsbrief bekommen. Nach und nach kamen dazu immer mehr Kinder.

Auch Uno spielen wir manchmal, allerdings sind hier die Regeln etwas anders, da man z.B. alle gleichen Zahlen auf einmal legen darf.

Auch Uno spielen wir manchmal, allerdings sind hier die Regeln etwas anders, da man z.B. alle gleichen Zahlen auf einmal legen darf.

Neben dem ganzen Spielen hatten wir vor ein paar Wochen außerdem Maisernte. Die von den Mamas gepflückten Maiskolben wurden mit Trecker und Anhänger ins Kinderdorf gebracht und da gelagert. Wenn dann Zeit war, haben wir die Kolben nach draußen getragen und da mit langen Stöckern alle im Takt drauf geschlagen, so dass die Maiskörner von den Kolben abflogen. Anschließend haben wir dann noch die letzten Körner mit der Hand vom Kolben abgepult, was recht anstrengend war.

Auf diesem Bild seht ihr nur einen kleinen Teil des ganzen Maises, der bearbeitet wurde.

Auf diesem Bild seht ihr nur einen kleinen Teil des ganzen Maises, der bearbeitet wurde.

Und anschließend hatten wir dann ganz viele Maiskörner. Das ist die Arbeit von ungefähr einem Wochenende.

Und anschließend hatten wir dann ganz viele Maiskörner. Das ist die Arbeit von ungefähr einem Wochenende.

Dann wurde mit den Stöckern auf den Mais geschlagen, so dass die Körner abfielen und auch überall durch die Gegend flogen.

Dann wurde mit den Stöckern auf den Mais geschlagen, so dass die Körner abfielen und auch überall durch die Gegend flogen.

2015-03-kinderrundbrief-nr.-2-8

und während die Maisfrauen im Hintergrund weiter arbeiteten, durfte ich auf das kleine Kind von einer der Frauen aufpassen, welches dann drei Stunden auf meinem Arm schlief.

Zu dieser Zeit gab es so auch viele Naschereien, denn die Maiskörner wurden auf den Ofen gelegt, da sozusagen gegrillt und anschließend gegessen. Auch Rhabarber gab es zwischendurch frisch vom Feld zu Naschen. 
Inzwischen unterrichte ich auch den anderen Schreinerlehrling. Der ist inzwischen 18 Jahre alt und rechnet noch viel mit Fingern. So übe ich gerade mit ihm bis 20 plus und minus im Kopf zu rechnen, so wie ihr es in der ersten Klasse lernt. Er bemüht sich dabei sehr und will immer neue Aufgaben haben.

Unter den Tansaniern habe ich auch schon Freunde gefunden, ganz viele Kolleginnen laden mich zu sich nach Hause ein, so dass ich es bisher noch gar nicht geschafft habe, alle zu besuchen. Ich war sogar schon auf einer Hochzeit. Die werden hier sogar noch größer gefeiert als in Deutschland, und dabei wird viel getanzt, z.B. bringt auch jeder seine Geschenke tanzend nach vorne und es gibt natürlich sehr gutes Essen.

Meine beiden Lieblingskollegen Viktor und Leni sind leider nicht mehr an der Schule, da sie nun wieder weiter studieren. Die beiden sehe ich aber am Wochenende und da die Tansanier auch gerne Schlafbesuch haben, werde ich morgen Nacht bei Lulu schlafen. Wir haben hier auch schon einen deutschen Geburtstag von einem Mitfreiwilligen gefeiert. Da haben wir auch viele Spiele wie „der Plumpsack geht rum“, „Reise nach Jerusalem“ und Luftballontanz gespielt und haben uns sogar unsere eigene Kegelbahn gebaut. Für Leni und Viktor, die auch dabei waren, war das was ganz Neues, aber sie hatten sehr viel Spaß.

Mir geht es in Tansania also immer noch sehr gut und ich fühle mich zu Hause, auch wenn ich das Tanzen vermisse.

Ich sende euch ganz ganz liebe Grüße nach Deutschland und denk an euch.

Eure Beate

2015-03-kinderrundbrief-nr.-2-9

Meine beiden Nachhilfeschüler Shedi und Stan2015-03-kinderrundbrief-nr.-2-10

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Leni und ich

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