Aktueller Stand der Dinge in unseren Kinderdörfern

Wenn man sich nur die offiziellen Zahlen anschaut, scheint Tansania im Augenblick mit 509 bestätigten Fällen und 23 Todesfällen (Stand 19.05.2020), von Covid-19 weitgehend verschont geblieben zu sein. Allerdings sind die Zahlen mit größter Vorsicht zu betrachten, weil die Zahlen seit mehr als einer Woche unverändert sind und es in Tansania kaum Coronatests gibt. Gesichert ist, dass in Dar Es Salaam das Infektionsrisiko am größten ist; bisher gibt es keinen offiziellen Fall in Iringa. Sorge bereitet allerdings, dass auch von offizieller Stelle merkwürdige Ratschläge gegeben werden: Beim Gottesdienst könne man sich nicht anstecken; in Madagaskar sei ein Gegenmittel gefunden worden, das sofort nach Tansania gebracht worden sei … 

Wie lange der soziale Frieden aufrechterhalten werden kann, wenn die Mehrzahl der Bevölkerung ohne Arbeit, ohne Einkommen und nur selten mit geringen Ersparnissen ausgestattet weitere Wochen leben muss, kann man nicht ermessen.

Mitte März wurden die Landesgrenzen geschlossen und ein Lockdown verhängt. Alle Einrichtungen wie Schulen und Universitäten – und auch Kinderheime – wurden geschlossen.  Ende Mai sollen Universitäten und Schulen wieder geöffnet werden, heißt es. Bei Besuchen in der Stadt oder im Dorf tragen die Menschen Masken.

Die Kinder, die irgendwie in ihren Heimatdörfern unterkommen konnten, mussten daher die Amani-Kinderdörfer verlassen. Alle Familien sind mit den Telefon-Nummern der jeweiligen Heimleitung und einer Hausmutter ausgestattet und wissen, dass die Kinder zurück ins Kinderdorf kommen können, wenn die Versorgung problematisch wird. Inzwischen sind einige zurückgekehrt, sodass ca. 35 Kinder wieder in der Obhut von Amani sind. Die Mitarbeiterinnen wechseln sich in der Betreuung ab und werden weiterhin voll bezahlt. 

Mama Erica und Mama Lucy beginnen, Vorräte anzulegen, für den Fall, dass es zu Versorgungsengpässen kommt. Die Regierung hat ebenfalls dazu aufgerufen. In den kleinen Geschäften in Iringa sind Salz, Zucker und auch Haushaltswaren noch zu bekommen. Da in den Kinderdörfern auf die Verwendung von Toilettenpapier ohnehin verzichtet wird, gibt es hiermit keine Probleme!  Linus und Yona, die beiden Fahrer, sind in den umliegenden Dörfern unterwegs, um z.B. Bohnen und Mais einzukaufen. Die bisherige langanhaltende Regenzeit hat die Bestellung der Gemüsegärten verhindert. Nun werden Saatgut und Düngemittel in großen Mengen benötigt. Die Heuschrecken-Invasion im Osten von Afrika hat die Grenze Kenia-Tansania noch nicht erreicht, Betonung auf NOCH nicht!

Unser Bauunternehmer Aziz hat die Brunnen gespült und die Wasserqualität bei der staatlichen Wasserbehörde testen lassen. Die Brunnen und Pumpen sind in Ordnung; die Zisternen gut gefüllt. Wir brauchen uns also keine Sorgen um Wasser zum Trinken oder für die Bewässerung zu machen. 

Der deutsche Vorstand hält Kontakt mit den Dorfleiterinnen, dem Verwalter und einigen der Universitäts-Studenten über Telefon und Internet. Ob die geplanten Besuche durch Vorstandsmitglieder in diesem Jahr stattfinden können, ist fraglich.

Matthias Schmidt, Judy Eule