Newsletter Nr. 3 – 2016

Auch in Tansania waren  alle im EM-Fieber, seit dem Viertelfinale waren die tansanischen Pubs brechend voll und die Spiele wurden begeistert verfolgt, auch wenn die meisten nicht wirklich mit Deutschland sympathisieren, sondern eher mit Italien und Frankreich.

Freiwilligenarbeit

In der Uni beendete Niko zwei Webdesignkurse mit einem Abschlusstest, in dem die Teilnehmer eine simple Website programmieren sollten. Dies haben alle gut gemeistert und somit bestanden. Daraufhin bot er noch einen Fortgeschrittenenkurs für  Webdesign an. Auch einen Kurs in PHP, einer Programmiersprache und Erweiterung von HTML, führte Niko noch während der Semesterzeiten durch. Ebenso hat er noch einen Excel-Intensivkurs an einem Feiertag gegeben, während Valérie sich weiterhin um die Sprachkurse kümmerte.
Wegen des Ramadans haben nicht alle Studenten wie geplant an den Abendkursen der Freiwilligen teilgenommen, sodass sie teilweise eine sehr kleine Anzahl an Teilnehmern unterrichteten.

Das Projekt, in der Uni Filme zu zeigen, lief gut an, auch wenn die Resonanz bisher noch überschaubar war. Die erste Themenreihe, die sich mit Pharmazie beschäftigte, umfasste die Filme „Dallas Buyers Club“, „Side Effects“, „Der ewige Gärtner“ und „Contagion“.

whatsapp-image-2016-10-03-at-18-41-19 Das Umfeld der RUCU hat sich in den letzten Wochen leider stark  verändert: Die Containerecke nahe der Uni wurde  Stück für Stück abgerissen, um eine breitere Straße bauen zu können: Der Laden mit den Druckern, der Sonderwünsche erfüllen konnte, die gewohnten Stände, um Sambusa oder Chipsi (Pommes) zu essen oder sich noch schnell eine Soda mit in die Uni zu nehmen, sind verschwunden. Auch die Containerbar, die Szenekneipe an der Uni, wurde abgerissen und wird nun vermisst.

Franzi und Nina sind leider immer noch mit der Beschaffung der Permits, also der Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse, für die neuen Freiwilligen beschäftigt.  Die veränderte gesetzliche Lage erschwert das Verfahren, sodass die beiden dazu auch mehrmals in die größte Stadt Tansanias, Dar es Salaam, reisen mussten, bislang aber ohne Erfolg.

In der Schule lief es für die beiden dagegen erfolgreicher. Die Viertklässler nahmen trotz ihrer Examensvorbereitungen ebenfalls an ihrem Computerunterricht teil und gaben sich nun auch in diesen Zusatzstunden viel Mühe. Franzi und Nina beendeten mit allen Klassen die Bewerbungsunterlagen und bereiteten die Übergabe an ihre Nachfolger Michèle und Benjamin vor.

Julie nahm vor den Ferien den Computerunterricht für die Secondary Jungs in Kilolo wieder auf, an dem diese viel Interesse und Freude zeigten. Außerdem wurde sich in der Secondary School intensiv auf die Examen vorbereitet, die dann auch geschrieben worden sind, und inzwischen haben alle Schüler ihre Zeugnisse erhalten und sind in die Ferien gegangen.
Der Bau des Jungenhostels an der Schule in Kilolo sowie der neuen Unterrichts- und Bürogebäude ging gut und schnell voran. Leider mussten viele Schüler oft auch während der Unterrichtsstunden mithelfen zu bauen.

Durch den mehrwöchigen Ausfall von Patrick und Rogatus war die Arbeit in der Schreinerei Kilolo im Allgemeinen anstrengender und angespannter, da die Unfälle der beiden bei den deutschen wie tansanischen Kollegen im Hinterkopf blieben. Diese Unfälle sollten Anlass sein, um die Schreiner in Bezug auf Arbeitsschutz und Unfallverhütung noch besser auszurüsten. Rogatus hat seine Arbeit mittlerweile wieder aufgenommen. Obwohl die Schreinerei nur mit kleiner Besetzung arbeiten konnte, sind die meisten Aufträge von Amani und anderen Auftraggebern abgearbeitet worden. Gleichzeitig gibt es aber eine Vielzahl von neuen Aufträgen, so dass die Nachfolger gut beschäftigt sein werden.

Das Kota, die Wohnung der beiden Freiwilligen in der Stadt, wurde nun auch von Philipp und Tristan, den beiden deutschen Schreinern, weiter renoviert. Die alte Küche wurde entfernt, um Platz für die neue Küche der Schreiner zu schaffen. Im Innnenhof wurde eine provisorische Tischtennisplatte aufgebaut und an den Wochenenden rege genutzt.
Um mehrere Schlafplätze zur Verfügung zu haben, wurde außerdem eines der großen Zimmer in eine Art Schlafsaal mit mehreren Etagenbettenverwandelt und auch der Flur wurde mit zwei Hochbetten um Schlafplätze erweitert, sodass insgesamt sechs neue Schlafmöglichkeiten inklusive Mückennetzen entstanden.

Es wurden also alle Vorbereitungen für das Zusammenleben mit sieben weiteren Freiwilligen getroffen, da im August die neuen Freiwilligen Francine, Michèle, Lucca, Christian, Justus, Benjamin und Martin in ihre Arbeit, Aufgaben, aber auch in das Leben, das Dorf, die Stadt und alles wichtige drum herum eingeführt werden.

Es wurden also alle Vorbereitungen für das Zusammenleben mit sieben weiteren Freiwilligen getroffen, da im August die neuen Freiwilligen Francine, Michèle, Lucca, Christian, Justus, Benjamin und Martin in ihre Arbeit, Aufgaben, aber auch in das Leben, das Dorf, die Stadt und alles wichtige drum herum eingeführt werden.
(Dieses Jahr besteht allerdings die Besonderheit, dass die „alten“ Freiwilligen in einem Hostel oder privat während der Übergangszeit unterkommen.)

Kinderdörfer

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Auch in Kilolo wurde der neue  zum Filmeschauen gut genutzt, z.B. schauten sie „Slumdog Millionaire“, der aber eigentlich nur für die etwas älteren Kinder gedacht war. Angedacht ist nun jeden Donnerstag einen Film in der Hall zu zeigen und die Kinder freuen sich sehr auf das wöchentliche Event.

Weitere Highlights in Kilolo sind das Einstudieren des Liedes „Baba Yetu“ von Christopher Tin, also das „Vater Unser“ auf Kiswahili, mit Julie geworden und die wöchentlichen Spiele auf dem neuen Sportplatz in Kilolo. Dort wird nun Fußball, Völkerball, Frisbee, Volleyball oder auch Basketball gespielt, und gerade den großen Jungs tut es gut, sich dort auszupowern. So können sie auch schon für das halbjährliche Fußballspiel gegen die Nachbardörfer üben. Dafür wurden auch Spielfeldmarkierungen in Form von großen, mit Acrylfarben bemalten Steinen von den Kindern hergestellt.

Für die älteren Jungs wurden deren Räumlichkeiten renoviert. Sie schlafen in einem eigenen kleinen Haus mit zwei Zimmern und jeweils 6 Schlafplätzen.
Gidens, Dickson, Sinaid und Laineth haben nun die High School beendet und warten nun auf ihr hoffentlich bestandenes „Abiturzeugnis“. Laineth wurde zum Militärdienst verpflichtet und muss dort bis September arbeiten, worauf sie aber gar keine Lust hat. Die anderen, die der Militärdienst aktuell betrifft, haben allerdings Absagen bekommen oder noch nichts weiter gehört, sodass sie weiterhin darauf hoffen, nicht verpflichtet zu werden.

Im Juni wurde es während der Ferien wieder ruhiger, nur einige kleine und einige große Kinder waren da, weil viele andere Familienangehörige besuchen und dort auch auf dem Feld arbeiten. In dieser Zeit passte es sehr gut für den kleinen 5-jährigen Stan sich einzuleben, denn dieser ist neu im Kinderdorf. Nur ganz am Anfang war er etwas schüchtern, lebte sich aber dann sehr schnell ein. Stan malt gerne Mandalas und spielt viel Fußball.
Auch die Hausmamas dürfen sich nun Urlaub nehmen und mal wieder zu ihren Familien nach Hause fahren. Meist steht für sie aber während ihres Urlaubs Feldarbeit in dem eigenen Garten an.

In Kitwiru bestiegen die älteren Jungs mit Nina und Franzi den Berg in der Nähe des Dorfes. Die jüngeren Kinder durften sich an neuen Stempeln und Ausmalbildern erfreuen, und im Englischunterricht lesen die Hausmamas nun die englische Ausgabe der Bremer Stadtmusikanten.

Odina, die seit Anfang dieses Jahres in unserem Dorf ist und die Primary School besucht, hatte im Juni einen großen Auftrag zu erledigen. Sie ist als eine der wenigen Vertreterinnen Iringas nach Mwanza gefahren, um am Kirchentag teilzunehmen. Mehr als 1000 Kinder wurden aufgrund ihres Talents im Singen und Tanzen eingeladen und so auch unsere kleine Odina. Wir sind alle sehr stolz, dass ein Kind unseres Amani Kinderdorfs an einem solch wichtigen Ereignis teilnehmen durfte.

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Der Ipogolo Secondary School in Kitwiru hat Amani nun bis zum Anbruch des neuen Steuerjahres im Juni Geld zum Bezahlen der Stromrechnung überreicht. Für das neue Steuerjahr geht der Schulleiter davon aus, dass er einen höheren Zuschuss vom Staat bekommt,  der die weggefallenen Schulgebühren kompensiert.

Der Ausfall von Wasserpumpen führte in beiden Kinderdörfern trotz der Regenzeit zu Wasserknappheit und es mussten zum Leidwesen der Freiwilligen viele Eimer geschleppt werden. Dies und matschige Wege sind nun nach Ende der Regenzeit weniger das Problem, dafür ist es in Iringa und Umgebung noch sehr kalt; es kam sogar zu Temperaturen von unter 10°C.

Deutschland

In Deutschland ging es an die Vorbereitung der neuen Freiwilligen. In zwei Vorbereitungsseminaren wurden ihnen zum einen von ehemaligen Freiwilligen Kultur und Sprache näher gebracht. Während des zweiten Seminares lernten sich die Freiwilligen selbst und untereinander mithilfe der Teamer Petra und Anselm gut kennen und machten auch einen Shoppingausflug nach Venlo. Das Werwolfspielen am Abend sowie der Besuch beim Italiener mit dem Vorstand durften natürlich auch nicht fehlen, und die Gruppe hatte zudem Geburtstagskinder zu besingen. So konnte sich die Gruppe gestärkt auf den Weg machen und ist auch schon heil in Tansania angekommen.

Wir Stellen vor: Joyce Mrema im Interview

Sprachlehrerin unserer Freiwilligen in Iringa, Tansania:

14163952_1508884715804159_888593083_oJoyce, woher kommst du? Ich komme aus Arusha.

Wie lange unterrichtest du schon Swahili? Und wie lange schon für Amani? Ich unterrichte Swahili seit neun Jahren und seit acht Jahren auch für Amani.

Was denkst du über Amani und deren Freiwillige? Die Freiwilligen sind sehr höflich, wunderbare Menschen mit einem guten Herz. Sie bringen den Tansaniern sehr viel Neues bei.

Was magst du am Swahili-Unterrichten? Ich liebe es Swahili zu unterrichten. Man selbst lernt auch eine ganze Menge, wenn man sich mit  Leuten trifft, die von weiter weg herkommen oder die eine andere Kultur haben.

Was für Leute unterrichtest du? Ich unterrichte Leute aus sehr vielen verschiedenen Ländern, meistens aus westlichen Kulturen wie: Deutschland, USA, Italien, Kanada, England, Dänemark, Finnland. Dann noch ein paar aus Südafrika, Jamaika, Kenia, Sambia, …

Was denkst du über die Deutschen und Deutschland? Die Deutschen sind wunderbar! Sie sind alle sehr schnell im Lernen einer neuen Sprache. Ich habe gehört, dass Deutschland ein Land zum Verlieben ist. Es ist sehr teuer. Man hört dort andere Musik als hier in Tansania. Anscheinend gibt es keine Verspätungen! Das Wetter ist sehr anders; es kann sehr kalt sein. Die Uhren gehen anders und das Essen ist komplett verschieden.  Freundschaften, das Leben im Allgemeinen und Familien-Strukturen scheinen mir auch unterschiedlich zu sein.

Willst du Deutschland besuchen? Und warum? Ja, klar möchte ich Deutschland besuchen und erleben. Jeden Tag erzählen die Freiwilligen, woher sie kommen, wo sie geboren sind, wo sie Freunde besuchen, wo sie studieren, … das und vor allem die Freiwilligen möchte ich gerne einmal sehen/erleben und dabei lernt man bestimmt einiges.

Lernst du Deutsch oder sprichst du noch andere Sprachen? Ich spreche schon sehr gut Englisch und natürlich Swahili. Und gerade lerne ich Deutsch. Wenn Leute sehr viel und schnell Deutsch sprechen, ist es aber nahezu unmöglich für mich, ein Wort zu verstehen.

Danke für das Interview. Und danke für viele Jahre Deutschunterricht. Wir sind gespannt auf deinen Besuch!